Bericht aus Sicht der Mutter

Da ich in der 3. Schwangerschaft Diabetes hatte, war eigentlich von Seiten des Krankenhaus eine Einleitung am Termin geplant, was weder ich noch meine Hebamme wollten. Wir waren schon auf längere Diskussionen gefasst, gleichzeitig tat ich alles, um das Baby früher rauszulocken: Akupunktur, Bauchtanzen, viel Hausarbeit, Visualisierungen und innerliche Programmierung meinerseits auf den Termin und Erfüllung ehelicher Pflichten 😉

Mein dritter Sohn  wurde schließlich am Termin ohne Einleitung nach 9h um 4:25 Uhr geboren!

Am Tag vorher ging zu Mittag der Schleimpropf ab, am Abend kam die Hebamme (zur Kontrolle). Bei der Untersuchung ging der Muttermund sofort auf 4cm auf und leichte Wehen begannen. Der kleine Mann hatte die Hand vor dem Kopf, die Hebamme war sich aber nicht sicher, ob das nicht die Nabelschnur wäre, und die Fruchtblase war sehr prall. Also sind wir gleich mit dem Transport ins Krankenhaus gefahren.

Die leichten Wehen wurden zwar nicht stärker, öffneten den Muttermund bis 1:00 Uhr auf 8cm. Schmerzen hatte ich kaum, aber müde wurde ich, so schlief ich mal bis 2:30 Uhr.

Und nach einer kurzen Frustrationsphase (ich fürcht mich vor dem, was kommt und mag keine Schmerzen) und erlösenden Tränen, nachdem mir die Hebamme den Wehentropf und einen Einlauf angedroht hatte, war alles ausgesprochen und es ging richtig los.

Ab da war ich am Geburtsplaneten. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Es hat auf alle Fälle bis zur Geburt sauweh getan, einfach weil der Herr so schwer an meinem Kreuzbein vorbeikam – dagegen waren die muttermunderöffnenden Wehen auch zum Schluss harmlos!

Die Fruchtblase ist geplatzt, als ich am Boden kniete. Das war ein richtiges Flash-Erlebnis! Sie war so prall und hat sich vorgewölbt. Und es war genial, den Muttermund zu ertasten, und wie der Kopf langsam runterging, Wehe für Wehe, wie sich die Kopfhaut mehr zusammenschob.

Ich lag dann in der Seitenlage auf dem Bett, einfach weil das Baby so besser durchs Becken kam. Angenehmer waren die Wehen so nicht. Geröhrt habe ich, dass es eine Freude war – mein Mann meinte, wie eine so kleine Frau wie ich so röhren kann? Schoko-Meeresfrüchte (trotz Diabetes, aber die waren notwendig), Wasser und der Zuspruch meines Mannes haben mich weitergebracht (Komm, quetsch es raus!!!)

Irgendwann kam Leben in den Kreissaal, da bin ich wieder da gewesen, die Spitalshebamme und die Turnusärztin kamen zur Geburt. Ich presste dorthin, wohin meine Hebamme mich anwies (bisher hatte ich ja noch nie einen Pressdrang bei meinen Geburten – 1x Kaiserschnitt, 1x Saugglocke), die Spitalshebamme hat dann leicht von oben mitgeschoben. Es hat irrsinnig gebrannt und – schwups – das Baby war da, in einem, weil mit dem Kopf gleich die Schultern mitkamen und ich weiterpresste. Mein Mann meinte: „Es ist ein David!“ Dann bekam ich ihn auf den Bauch. Er war ganz rosig und hat nur kurz gequäkt, dann gleich um sich geschaut. Er wollte bald trinken und hat auch sofort die Brustwarze geschnappt, wie ein Profi.

Ich bin dann von der Ärztin genäht worden (die Dammschnittnaht der vorigen Geburt ist ganz oberflächlich aufgegangen).

Er wurde ins Dämmerlicht geboren, die Nabelschnur konnte auspulsieren, die Plazenta kam gleich von selber, irgendwann wurde er gewogen, gemessen und angezogen, aber nicht gebadet – also, wie man es sich nur wünschen kann! Ich habe weder ein Venflon gebraucht, noch irgendwelche Medikamente, konnte essen und trinken, wie ich wollte – eine Traumgeburt!

Nach einem ausgiebigen Frühstück um 8:00 Uhr bin ich aufgestanden und um 10:00 hab ich den Kleinen zum Kinderarzt begleitet (im Gegensatz zu den vorigen Geburten, wo mein Kreislauf im Keller war und ich Blutkonserven bekommen hatte).

Obwohl mir von Seiten des Krankenhauses abgeraten wurde (Diabetes, Streptokokkeninfektion), sind wir am nächsten Tag nach der Visite heimgegangen – das Beste, was ich tun konnte!

Ich wurde während meiner Doula-Ausbildung schwanger und muss sagen, ich hab unglaublich viel gelernt im letzten Jahr – ohne dieses Wissen hätte ich sicher nicht so selbstbestimmt und frei gebären können.

Meine Hebamme meinte, es war die perfekte Hausgeburt im Krankenhaus, auch dank der diensthabenden Hebamme, die uns vollkommen frei walten ließ. Außerdem war ich fast bis zum Schluß die einzige Gebärende (und das in dem sonst vollkommen überlaufenen Göttlichen Heiland).

Und größten Dank an Ina May Gaskin, sie persönlich und ihr Buch – die letztendlich wahrscheinlich am meisten dazu beigetragen hat, dass ich vollkommen angstfrei in diese Geburt reingehen konnte, meinem Instinkt folgen konnte und niemals wirklich das Vertrauen währenddessen in mich verloren habe (auch wenn ich manchmal Schubser gebraucht habe, weiter zu machen). Eigentlich war ich mir selber Doula, einerseits ganz ich während der Geburt, andererseits mich selbst verhätschelnd.